Fußball-WM 2018 – Dritter Spieltag

Tendenzen

Der dritte Spieltag war eine große Überraschung! Gleich viermal gewann eine Mannschaft mit schwächerem Elo-Rating gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner und viermal erzwang eine schwächere Mannschaft ein Unentschieden. Die WM-Realität machte uns also einen gehörigen Strich durch unsere (Be-)Rechnung. Unsere Ausbeute: Achtmal sagten wir die korrekte Tendenz voraus. Für alle Spieltage der Vorrunde zusammengenommen, ergibt sich folgendes Bild:

  • 29mal von insgesamt 48 Spielen (60,4%)  entschied die Elo-stärkere Mannschaft die Partie für sich.
  • In 9 von 48  Fällen (18,8%) trennten sich die Mannschaften unentschieden. – Für die letzten 5 WMs lautet die Unentschiedenquote übrigens 24%.
  • In 10 von 48 Partien (20,8%) trug die vermeintlich schwächere Mannschaft den Sieg davon.

Für Statistik-Fans

Wann endet ein Spiel unentschieden, wann gewinnt die kleinere Mannschaft?

  • Im Durchschnitt betrug der Unterschied in der Gewinnwahrscheinlichkeit pro Spiel 43,5 Prozentpunkte. Das bedeutet: Typischerweise lauteten die Gewinnchancen 72% zu 28% für die stärkere Mannschaft.
  • Für die Spiele, in denen die stärkere Mannschaft gewann, betrug dieser Wert 45,8 Prozentpunkte. Für Spiele, die unentschieden endeten, fast identisch 45,3. Die Gewinnchancen lagen damit in beiden Fällen bei durchschnittlich 73% zu 27%.
  • Bei denjenigen Spielen, bei denen der Elo-schwächere Gegner siegte, betrug der die Differenz der Gewinnwahrscheinlichkeiten durchschittlich 34,8 Prozentpunkte. Die typische Chancenverteilung lautete damit: 67% zu 33%.

Das könnte bedeuten: Unentschieden enden Partien statistisch betrachtet häufig nicht dann, wenn die beiden Mannschaften nahezu gleichstark sind und ein Kräftemessen auf Augenhöhe stattfindet. Stattdessen ist das klassische Unentschieden-Szenario zumindest bei dieser WM eines, in dem eine kleinere Mannschaft einem übermächtigen Gegner ein Remis abtrotzt. Gewinnen können kleinere Mannschaften hingegen vor allem dann, wenn der Chancenunterschied tendenziell weniger groß ausfällt.

Um unsere Unentschieden-Hypothese zu untermauern, haben wir die Elo-Werte aller Mannschaften zu Beginn der Weltmeisterschaft genommen und ein entsprechendes Ranking erstellt. Es zeigt sich: In 5 von 9 Unentschieden-Konstellationen finden wir je eine „große“ Mannschaft aus der ersten Hälfte des Rankings (Patz 1-16) und eine „kleine“ Mannschaft aus der zweiten Hälfte des Rankings (Platz 17-32). Auch das Spiel Brasilien-Schweiz wies eine hohe Elo-Differenz auf, wenngleich beide Mannschaften in der oberen Hälfte des Rankings zu finden waren. Lediglich im verbleibenden Drittel der Fälle waren die Ranking-Unterschiede zwischen den Mannschaften eher gering (Portugal-Spanien, Frankreich-Dänemark, Japan-Senegal).

Das Langweiler-Experiment

Unser Langweiler-Experiment zeigte: Mit unseren kontinuierlichen 1:0/0:1-Tipps lagen wir bei acht richtig getippten Tendenzen in drei Fällen auch bei der Tordifferenz richtig. In 2 Fällen konnten wir sogar das exakte Ergebnis korrekt vorhersagen. Das macht insgesamt 23 Punkte im Tippspiel für diesen Spieltag.

Hätten wir auch an den ersten beiden Spieltagen auf die Langweiler-Strategie gesetzt, hätten wir am ersten Spieltag 24 Punkte erzielt (statt tatsächlich 20), am zweiten Spieltag 35 Punkte (statt tatsächlich 32). Die Langweiler-Strategie hätte uns also sieben weitere Punkte beschert, auf die wir aufgrund intuitiver Tipps verzichten mussten.

Gruppensieger

Von den acht Gruppensiegern konnten wir mithilfe des Elo-Modells fünf korrekt vorhersagen. Hier liegen wir damit bei einer Quote 63%. Betrachtet man alle Teilnehmer des Achtelfinales, sagte unsere anfängliche WM-Simulation gar 13 von 16 Teilnehmern korrekt voraus. Das entspricht einer Quote von 81%.

Geirrt haben wir uns bei: Deutschland, Polen und Peru. Stattdessen mit dabei: Schweden, Dänemark und Japan.

Unsere Lieblinge

Zum Ende des ersten Spieltags waren uns folgende Mannschaften aufgefallen: Island, die Schweiz, Dänemark, Japan, der Senegal und Mexiko – denn sie alle hatten es geschafft, gleich zu Beginn des Turniers gegen eine Elo-stärkere Mannschaft zu gewinnen oder zumindest ein Unentschieden herauszuholen.

Es freut uns, zu sehen, dass fast all diese Teams im Achtelfinale mit dabei sind! Lediglich Island und der Senegal haben den Sprung in die K.o.-Runde verpasst. Der Abschied für den Senegal war denkbar knapp: Gleichauf mit Japan entschied hier zum ersten Mal in der Geschichte der Fußballweltmeisterschaft die Fair-Play-Wertung über die Platzierung in der Gruppentabelle. Ob es von Japan allerdings so fair war, in den letzten Minuten des Spiels gegen Polen das Fußballspielen quasi verfrüht einzustellen?

Auf Wiedersehen

Deutschland ist ausgeschieden. Wir sagen dankeschön an die Nationalelf und auf Wiedersehen bei der EM 2020. Kleiner Trost: Die nächsten Spiele werden wir uns garantiert entspannter ansehen können.

Alle Spiele auf einen Blick

25./26. Juni 2018

Hurra, wir sind noch da! Deutschland hat den zweiten Spieltag – nun ja, sagen wir: überstanden. Wir als Fans haben uns die zwei grauen Haare, die uns das Spiel gekostet hat, mittlerweile sorgfältig ausgezupft und freuen uns auf den dritten Spieltag.

Wie unsere Tipps am zweiten Spieltag abgeschnitten haben und was es mit dem Langweiler-Test auf sich hat, erfahrt ihr auf unserer Spieltagsseite zum zweiten Spieltag.

Die Bielefeld-Verschwörung

Die Bielefeld-Verschwörung hat es schwer die Tage. Der Grund: Island. Das Land im Norden trug in den letzten Tagen entscheidend zur Steigerung der medialen Präsenz Bielefelds bei und half bei der gesamtdeutschen Etablierung der Bevölkerungsmaßeinheit „1 Bielefeld“. Bevölkerungstechnisch gilt nämlich in etwa: 1 Island = 1 Bielefeld. Das Saarland bleibt entspannt, denn als Flächenmaß wird Bielefeld uns nicht einholen können. In Bezug auf die Größe Islands gilt ungefähr: 1 Island = 40 Saarländer.

 

 

27./28. Juni 2018

Und weiter geht’s mit unseren letzten Langweiler-Tipps zum dritten Spieltag. Langeweile wird bei den Partien am Mittwoch und Donnerstag aber kaum aufkommen – schließlich geht es um die letzten Tickets fürs Achtelfinale. Wir bibbern mit allen anderen Deutschland-Fans und hoffen auf einen Platz im Achtelfinale.

Außerdem freuen wir uns darauf, dass unser selbstauferlegtes Langweiler-Gebot bald ein Ende hat. Denn es kribbelt uns in den Fingern: Einige der nebenstehenden Tipps hätten wir aus dem Bauch heraus gerne anders abgegeben. Wir halten uns aber brav an unser Experiment und schauen, was passiert.

Kopf oder Zahl?

So knapp war’s noch nie: Beim Spiel England-Belgien stehen die Elo-basierten Chancen tatsächlich 50:50. Wir mussten für unseren Tipp die Nachkommastelle bemühen, die für England spricht. Persönlich drücken wir trotzdem unseren Nachbarn, den Belgiern die Daumen, auch wenn uns ein belgischer Sieg Tippspiel-Punkte kostet.

In zwei weiteren Spielen stehen sich ebenfalls nahezu gleichstarke Mannschaften gegenüber: Im Spiel Japan-Polen stehen die Siegchancen 48:52, im Spiel Panama-Tunesien 49:51. Einen richtigen Favoritentipp kann man da eigentlich gar nicht abgeben. Und, so ist der Fußball: Während Polen mit 0 Punkten das Schlusslicht der Tabelle in Gruppe H bildet (und damit sicher ausgeschieden ist), steht die spielerisch fast gleichstarke Mannschaft Japan aktuell als Tabellenerster mit 4 Punkten da.

 

 

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